13/6/15

Die Welt: Griechenland zerstörte schon einmal Europas Ordnung - Και άλλη φορά διατάραξε η Ελλάδα την ευρωπαϊκή τάξη

In diesen Tagen erinnert sich Europa an den Wiener Kongress, der dem Kontinent 1815 die Zukunft wies. Zwölf Jahre später lag das Bündnis der Großmächte in Scherben. Der Grund hieß Griechenland.
Von Leitender Redakteur Kulturgeschicht Die Welt
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Das Ereignis, das die Ordnung Europas zum Einsturz brachte, war der Vormarsch einer Flotte aus englischen, französischen und russischen Schiffen im Mittelmeer. Dieses kombinierte Geschwader vernichtete am 20. Oktober 1827 die türkisch-ägyptische Flotte bei Navarino vor der Westküste der Peloponnes. Damit hatten drei Großmächte Europas entschieden, was zu verhindern sie sich zwölf Jahre zuvor verpflichtet hatten: nach der Niederwerfung Napoleons keine Revolution gegen die bestehende Ordnung zu dulden. Die Schlacht von Navarino aber bedeutete den Sieg des griechischen Aufstandes.
Sechs Jahre zuvor hatten sich die Griechen gegen die osmanische Herrschaft, unter der sie seit fast 400 Jahren mehr schlecht als recht gelebt hatten, erhoben. Zwar hatte der Sultan an dem Wiener Kongress, der 1814/15 Europa neu geordnet hatte, nicht teilgenommen. Dennoch torpedierte ein Aufstand gegen ihn die internationalen Grundsätze, auf die man sich in Wien geeinigt hatte und zu deren Schutz wenige Monate später in Paris zudem die Heilige Allianz zwischen Österreich, Preußen und Russland geschlossen worden war. Diesem Pakt waren fast alle europäischen Staaten beigetreten; nur England und der Papst blieben abseits.
Als wichtigstes Mittel auf dem Weg zu einem "immerwährenden Frieden" galt die Sicherung der legitimen Ordnung. Das aber bedeutete, dass jeder Aufstand als Revolution verstanden wurde, der den Bündnisfall auslösen würde. Warum dies ausgerechnet im Fall der Griechen nicht geschah und deren Angriff auf das internationale System sogar durch einen Militärschlag der Großmächte zu ihren Gunsten sanktioniert wurde, erklärt sich zum einen durch kalte Staatsräson, zum anderen mit dem (Wieder-)Aufstieg einer neuen Macht: der öffentlichen Meinung.
Um das Prinzip der Restauration in Europa durchzusetzen, beschäftigte ihr mächtigster Statthalter Metternich ein dichtes Netz von Agenten und Zensoren. Vor allem in den deutschen Ländern knebelten die Karlsbader Beschlüsse Publikationen und Gespräche. Da kam der Aufstand der Griechen den mundtot gemachten Bürgern gerade recht. Denn ein lautstarkes Eintreten für die Rechte unterdrückter christlicher Untertanen des Sultans konnten schwerlich als Opposition gegen die heilige Ordnung Europas gedeutet werden.

Der Stellvertreterkrieg im Orient

Dies umso weniger, als auch Metternich, Gentz und ihre Mitarbeiter als gebildete Männer natürlich davon überzeugt waren, dass sie erst das Erbe der antiken Griechen zu guten Europäern gemacht hätten. Das Verfahren erinnert an die Rolle des Vietnamkrieges für die Bürgersöhne des Westens: Ein Guerillakrieg im Orient gab der "Intellektuellen-Religion des Neuhumanismus Gelegenheit, sich zu aktualisieren und zu politisieren", wie es der Historiker Heinz Gollwitzer beschrieben hat. Europas öffentliche Meinung, die ihre Macht schon einmal während der Französischen Revolution erfahren hatte, erhob lautstark ihre Stimme. Sie sollte, auch dies ist ein Ergebnis des griechischen Aufstandes, nie mehr auseinandergehen.
Während Metternich mit aller Macht versuchte, den leidenschaftlichen Philhellenismus unter Kontrolle zu halten, ließen sich seine Partner von anderen Interessen leiten. Für Preußen lag das Osmanische Reich hinter dem Horizont. England und Russland aber erkannten, dass ein Pulverfass auf dem Balkan ihren strategischen Zielen gefährlich werden konnte. Das war aus Londoner Sicht eine intakte Türkei, die dem russischen Streben nach Süden widerstehen konnte.
In St. Petersburg sah man das naturgemäß anders. Dort gab man sich als Schutzmacht aller orthodoxen Christen aus und verschleierte damit das Ziel, am Mittelmeer Fuß zu fassen. Nicht umsonst hatte eine Geheimorganisation das Signal zum Aufstand gegeben, die in Odessa gegründet worden war. Griechischstämmige Offiziere der Zarenarmee hatten die ersten Schüsse abgefeuert.
Stationen des griechischen Nationalstaats
 

Beginn eines Trauerspiels: Präsident Ioannis Kapodistrias hatte eine Vision von einem modernen Griechenland. Am 9. Oktober 1831 wurde er von zwei Clanführern in der Hauptstadt Nafplion erschossen – Gemälde von Dionysios Tsokos (1850).
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Foto: picture-alliance / akg-images/akg

Während Metternich Österreich aus diesem Spiel um Länder und Positionen heraushielt, schwenkte Frankreich auf den britischen Kurs ein und machte den osmanischen Besitz von Bosporus und Dardanellen zu seinem Anliegen. Nach den Regeln des Ancien Régime wäre das auf den Krieg zwischen drei Signatar-Mächten des Wiener Friedenswerks hinausgelaufen. Das aber hätte für England und Frankreich bedeutet, gegen die lautstarke Meinung der Öffentlichkeit zu handeln.
Aus diesem Grund wurden die Mittelmeer-Geschwader der drei Großmächte zu einer Art humanitärer Aktion zusammengeführt. Ihr britischer Kommandeur erhielt den Auftrag, vor der Drohkulisse seiner Kanonen von den Türken die Zustimmung zu einem sofortigen Waffenstillstand zu erzwingen. Weil subalterne Soldaten dabei die Nerven verloren, kam es zu einer Schlacht, in der die türkisch-ägyptische Flotte in Flammen aufging. Danach war an eine Fortsetzung der bis dahin erfolgreichen osmanischen Offensive nicht mehr zu denken. Die Revolution hatte gesiegt und sollte 1830 auch Frankreich, Italien und Polen erschüttern.
Aber nicht nur als Stellvertretersymbol für die unzufriedenen Untertanen von Metternich und Co. hatte Griechenland eine zentrale Rolle bei der Erosion des Wiener Friedensordnung von 1815 gespielt. Der Sieg des Philhellenismus bekräftigte noch einmal die humanistischen Ideale, die ihn trugen. Die Vorstellung, dass es sich bei den Griechen der Neuzeit um Nachfahren eines Perikles oder Sokrates handeln würde und nicht um eine türkisch überformte Mischung aus Slawen, Byzantinern und Albanern, wurde für das gebildete Europa zu einem Glaubenssatz. Dem konnten sich auch die Architekten der EU nicht entziehen. In seinem Sinne holten sie das schon 1980 klamme Griechenland ins europäische Boot. Die Folgen sind täglich zu bestaunen.

2 σχόλια:

  1. Συγνωμη που σας χαλασαμε τη συνταγη !!

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  2. A) «Das System der Heiligen Allianz war zerstört»
    _ erstens, das System von Metternich war nicht ganz zerstört, im Gegenteil..;
    _ zweitens, was war fast zerstört, war der internationale Vertrag zwischen Russland und Turkei, bei dem Russland ALLEIN das Recht hatte, die Orthodoxen Christen im ganzen turkischen Reich vor dem (und vom) Sultan zu schützen ;
    _ drittens, die Heilige Allianz, war shon von Metternioch selbst zerstört geworden (s. der Brief von Kapodistria zum Zar, 1826).

    B) «In St. Petersburg sah man das naturgemäß anders. Dort gab man sich als Schutzmacht aller orthodoxen Christen aus und verschleierte damit das Ziel, am Mittelmeer Fuß zu fassen. Nicht umsonst hatte eine Geheimorganisation das Signal zum Aufstand gegeben, die in Odessa gegründet worden war» aber :
    - eine Geheimorganisation unter englische und keinerlei russische Beeinflussung.

    C ) « eine türkisch überformte Mischung aus Slawen, Byzantinern und Albanern » ist niemals gegeben. Unter die Othomannen Turken, jede Religionsgemeinschaft lebte getrennt von der anderen. Es konnte nur ethnisch Mischungen in derselben Religionsgemeinschaft geben, aber auch diese Mischungen waren nur Sonderfallen.

    D) Die Griechen waren und sind immer da.

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